Montag, 7. April 2008

Appetitzügler

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„Und Horst, ging denn Deine Darmspiegelung letztens problemlos vonstatten?“

schallte es meiner Freundin J. und mir gestern Abend im gutbürgerlichen Lokal vom Vierer-Pärchen-Nachbartisch entgegen.

Wir hatten gerade unser mühsam auserwähltes Abendessen vorgesetzt bekommen und den ersten zarten Bissen auf der Zunge zergehen lassen. Ich hielt abrupt inne, starrte auf meinen Teller ohne aufzusehen und Gabel und Pastalöffel drohten einer gewissen Verkrampfung nachzugeben. Ich wollte J. nicht den Appetit verderben und das eben Vernommene nicht ansprechen, da ich mir nicht sicher war, ob sie es auch gehört hatte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich ein Stocken ihrerseits – auch mit nahezu okularer Tellerfixierung, jedoch dann mit peinlich berührter weiterer Zerkleinerung ihrer Dorade im Zeitlupentempo. Eigentlich war es eher ein Stochern.

J.: Ha...hast Du das auch gehört?
Mel: Ja, habe ich!

Nun endlich wagten wir es, uns in die fassungslosen Augen zu schauen. Gefolgt von einem gemeinsamen fassungslosen Blick zum Nebentisch. Horst – ein rüstiger Rentner - erfreute sich offensichtlich der Nachfrage und ging weiter lauthals ins pikante Detail. Von seiner rüstigen Rentner-Frau durften wir dann auch noch erfahren, wie sie sich kürzlich „unten herum“ frei machen musste und das andere Ehepaar befand zustimmend, dass so etwas ja keine wirklich schöne Sache sei, die man täglich über sich ergehen lassen möchte.
- Ich blende hier wirklich ein paar Details aus -

Hätte ich ein Hörgerät gehabt, hätte ich es ausgeschaltet. Ich hätte mir auch die Hände auf die Ohren legen können und ganz laut „LALALALALALAAAAHH!“ brüllen können. Aber ICH bin ja gut erzogen. Ich war wirklich kurz davor die Kellnerin zu bitten, dieses unappetitliche Pack vor die Tür zu setzen, entschloss mich jedoch dazu einen giftgrünen-Galle-spuckenden Blick auf Horst und die anderen drei Windelträger zu werfen und mich mit meiner Freundin J. über das ansonsten wirklich tolle Essen zu unterhalten. Man könnte ruhig öfter hier speisen – ohne Horst und Fäkal-Konsorten.

Dafür würden wir sorgen:

Mel (sehr laut): Sag mal J., ist das nicht Horst? Da am Nebentisch? Der, der uns letztens für eine ganze Nacht gebucht hatte? Lass es Dir schmecken übrigens!
J. (lauter): Du meinst DEN Horst, mit den gewissen analen Vorlieben? Dir auch guten Appetit!
Mel (noch lauter): Ja, der Horst mit dem Arztkoffer! Oder war´s ein Werkzeugkoffer? Ob seine Frau das wohl weiß???

Ehre, wem Ehre gebührt!! ;)

3 Kommentare:

Smithee hat gesagt…

Da denke ich doch direkt an diesen Dieter Hallervorden-Sketch: "In's Hotel?"; "Was denn, 150 Mark???" :o)

Anonym hat gesagt…

Herrlich sowas! Die Sozialwissenschaftler-Forschungsnummer werde ich mir bestimmt merken...für nächstes mal :D

Anonym hat gesagt…

Pasta mit Löffeln essen ist pervers... es sei denn, es ist eine Nudelsuppe ;-)