Dienstag, 30. Oktober 2007

Traubenlese

Ich esse ganz gerne Obst. Das macht die Wangen rot, die Augen klar und hält die Nase feucht. Das ist gesund und stärkt besonders zu dieser nasskalten Jahreszeit (ich werde sicherlich noch oft hier auf diesem meteorologischen Missstand herumreiten) die Abwehrkräfte. Heute Abend entdeckte ich im Plus-Laden um die Ecke zu meiner echten Freude kernlose rote - sonst gibt es nur die grünen - Weintrauben. Kernlos. Wichtig, denn a) schmecken die Kerne ganz mies und b) muss man die miesen Kerne nicht ausspucken, was einem c) ein wohler erzogenes Auftreten verleiht.

Mit einem besonders wohl erzogenen Gefühl schließe ich nun nach dem Einkauf mit der bis zum Rand gefüllten Einkaufstüte die Haustür auf. Und wenn ich sage, bis zum Rand gefüllt, dann meine ich bis zum Rand gefüllt. Die Henkel sind nicht mehr greifbar und so betrete ich im American Style mit der Tüte im Arm geklemmt den Hausflur. Oben auf thront das Schächtelchen mit den nicht zerquetscht wollenden Trauben. Ach, die Post hat mir bestimmt wieder ein paar pfiffige Rechnungen zugestellt. Ich gehe leicht geneigt in die Hocke, denn mein Brieffach liegt weit unten. Was zu erwarten war, passiert.
Platsch!
Schachtel fällt zu Boden und Dutzende Trauben finden ihren Weg in die Freiheit. Einige kullern wie Murmeln über den Boden, andere bleiben lieber am Geäst. Was mir fluchend beim Einsammeln zuträglicher erscheint. Nachdem der vorherige Zustand - diesmal allerdings handverlesen - wieder hergestellt ist, gehe ich mit viel Brief- und Reklamewerk unter dem anderen Arm geklemmt die Stufen hoch. Auf der Höhe meiner Nachbarn unter mir rieselt die Post zu Boden. Instinktiv versuche ich es zu verhindern.
Platsch!
Diesmal bleibt keine Traube am Geäst. Bedingt durch den neuerlichen Aufprall oder die Schallwellen meines Urschreis, ich weiß es nicht. Ich beginne, Traube um Traube kniend aufzulesen....Zack! Licht aus! Wo ist der Schalter? Ah, da müsste er sein. Ich stehe umgeben von völliger Dunkelheit auf und mache einen Schritt.
Pfitsch! Noch ein Schritt....Pfitsch! Pfitsch, pfitsch. Nachdem ich die halbe Traubenernte zertreten habe, wird es wieder Licht.

Ich steige um auf Äpfel! Und Orangen haben ja auch bald wieder ihren Zenit erreicht. Darauf können die übrigen Nachbarn auch nicht so leicht ausrutschen. Nein, ich habe ganz sicher keine Trauben gekauft, ich war´s nicht. Ich hasse die Dinger!!

Man(n) hat es wirklich nicht leicht... ;-)

Allein unter Frauen...

... oder: "Wenn der Alkohol bonbonfarben wird und die Drinks Obstnamen haben, wird es Zeit für dich zu gehen!" Ja, ja, das wäre vielleicht der bessere Titel für diesen Post gewesen aber dann doch eindeutig ein paar Buchstaben zu lang. Ich hätte es ahnen sollen; nein wissen sollen. Wenn die beste Freundin das beinahe biblische Alter von 33 Jahren erreicht - statt zur Party zum Geburtstagskaffee (15:00 Uhr bis 19:00 Uhr, und keine Minute länger!) lädt, meinen wie immer nett gemeinten Hinweis "du wirst alt" mit einem "aber in Würde" kontert, dann sollte jedem Mann eigentlich klar sein... geh' da nicht hin! Und was mache ich? Lasse mich mit extra für mich gebackenen Mamorkuchen locken und finde mich Samstag Nachmittag wieder, "alleine unter Frauen".
Und was finde ich vor? Einen Fernseher, der zum offene Kamin umgestaltet wurde. Statt der neuesten "Bauer such Frau" Folge lodert dort ein DVD-Kaminfeuer mit herzerweichender (und Ohren-malträtierender) Musik. Vier Kapitel befinden sich auf besagter DVD; Klassische Traummelodien, Chill-Out-Lounge, Kaminfeuer Solo und Sturmsequenz. Das Booklet offenbart die Trackliste, meine Begleitung sucht nach den Tracks der "Kaminfeuer Solo" Episode (sie sollte froh sein, das ich ihren Namen hier nicht erwähne;) und kann sie natürlich nicht finden. Und dann kredenzen sich die Mädels ein zuckersüßes, alkoholisches Gesöff, bei dessen Anblick ich nur vom Hinschauen schon Sodbrennen bekommen habe...
Geschafft... 19 Uhr! Fluchtartig verlasse ich den Ort des Geschehens. Nur um ca. 1 Stunde später zufällig wieder am Ort des Geschehens vorbei zu fahren. Und was sehe ich? Die Vorhänge zugezogen, stimmungsvolles Licht dringt durch den Vorhang und Schatten wandern durch den Raum. Vor meinem inneren Auge lassen die zurückgelassenen Mädels die Sau raus, der Kirschlikör läuft über ihre Körper, wie der Whiskey über Salma Hayeks Bein in "From Dusk Till Dawn", die Kaminfeuer-Musik wurde gegen Tito & Tarantula ausgetauscht und ich bin wohl mal wieder zu früh von der "Party" abgehauen...
Am nächsten Tag erzählen mir alle Beteiligten eine ganz andere Geschichte. Ich bin mir sicher... sie wollen mich nur schonen! ;-)

Montag, 29. Oktober 2007

Bubble Bath oder die Frage, wie ich meinen Vermieter entlasten kann

Tja, jetzt ist es nun soweit. Der Herbst und der nahende Winter haben mich im Würgegriff oder im Schwitzkasten oder an den Ei....lassen wir das. Fest steht, dass es nun Dank der Uhrenumstellung noch früher dunkel und ungemütlich wird und jede Faser meines Körpers nach einem wärmenden Vollbad schreit. Die Zutaten sind ja auch alle vorhanden, da muss ich mir nichts vormachen: Wanne, wohl riechender Badezusatz, wohl riechende Duftkerzen, wohl schmeckender Wein, ich.
Habt Ihr es bemerkt? Richtig, eine Zutat fehlt. Sie ist so selbstverständlich geworden, dass sie gerne übersehen wird, aber dennoch für ein derartiges Wohlfühl-Programm mehr als existentiell wichtig ist. Heißes Wasser. Im Bad. Ich habe warmes Wasser. Im Bad. Ich will nicht den Eindruck erwecken, ich hätte etwas gegen warmes Wasser. Ganz und gar nicht. Es ist angenehm bei Tätigkeiten wie Zähne putzen, duschen, Haare waschen, Wasserspritzpistolen befüllen oder einfach generell mal aus Spaß die Nasszelle zu fluten und die feuchte Pracht in den Teppich der anliegenden Diele sickern zu lassen.

Aber für ein Vollbad braucht man heißes Wasser, um eine ordentliche Misch-Temperatur zu erzielen. Das warme Wasser wäre nach Adam, dem Riesen, mindestens nach der halben Einlaufzeit so weit wieder herunter gekühlt, dass mein großer Zeh sich vor Kälte in sich zurückziehen würde. Es würde Tage dauern, ihn dort wieder hervor zu locken. Das macht vielleicht einen schmaleren Fuß, würde aber eh nicht auffallen, da die Offene-Schuh-Zeit auf nächstes Frühjahr verlegt wurde.

Ich kenne die Diskussion, die wohl mit meinem Vermieter (kurz V) folgen wird. Der alte, geizige Kauz! Ähnliches hatte sich schon einmal zugetragen, als bei meinem Einzug der kaputte Durchlauferhitzer in der Küche ausgetauscht werden sollte.

Mel: Hier kommt nur kaltes Wasser aus dem Hahn!
V: Ach?
Mel: Doch, doch!
V: Ja, kommen Sie denn damit nicht zurecht?
Mel: *ungläubiger Blick*
V: Ich meine, brauchen Sie denn heißes Wasser in der Küche?
Mel: *noch ungläubigerer Blick*
V: Da kann man eine Menge Energiekosten sparen.
Mel: Ach?
V: Sie haben doch einen Geschirrspüler.
Mel: Ich will einen neuen Durchlauferhitzer. Und ja, ich brauche heißes Wasser, um mal schnell etwas abzuspülen oder dergleichen. Wir sind ja nicht mehr in der Steinzeit.
V: Sie könnten auf dem Herd Wasser erhitzen, wenn sie es doch mal brauchen sollten.
Mel: Geht nicht, ich will Energiekosten sparen!

Wer nun etwas Fantasie hat, der übertrage diesen Dialog auf die Badezimmer-Situation. Aber ich will nicht zu laut meckern, schließlich habe ich ja eine Waschmaschine...

Donnerstag, 25. Oktober 2007

While My Ukulele Gently Weeps...

Ein Internetklassiker mittlerweile... Jake Shimabukuro im New Yorker Central Park. Der gebürtige Hawaiianer mit seiner Interpretation des Bealtes-Songs "While My Guitar Gently Weeps". Wer bei dem Wort "Ukulele" bisher nur an das Geschrammel von Stephan Raab gedacht hat, wird hier eines Besseren belehrt. Lange vor dem Durchbruch von Youtube und Konsorten schwirrte dieses Video durchs Netz und bescherte Jake die Popularität, die er sich durch seine aussergewöhnliche Musikalität auch sicherlich verdient hat. Also... Licht dimmen, Lautsprecher aufdrehen und einfach nur geniessen...

Btw: Hawaiianische Musiker? Da fällt mir doch noch jemand ganz anderes ein. Ein Kerl wie ein Berg mit einer butterweichen Stimme... Mal sehen; sollte meine besinnliche Stimmung lange genug anhalten, werde ich besagten Ausnahmekünstler hier als nächstes posten...

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Der Neue...

So so... schreibfaul bin ich also... beinahe wäre ich schon geneigt, Mel Lügen zu strafen und zum Einstand einen virtuellen Donnerschlag mit mindestens 1279 Zeichen (im übrigen Mel's aktuelle Haarlänge in Millimetern, um hier mal einen der beliebtesten Posts aufzugreifen) von mir zu geben - da fällt mir ein, das die gute ja heute Geburtstag hat. Na, da will ich mich doch, ganz gegen meine sonstige Art mal benehmen, aufs herzlichste gratulieren (die geneigte Leserschaft hoffentlich auch;) und mit einen kleinem Video beginnen, das gleich zwei der ganz großen Leidenschaften unserer Gastgeberin abdeckt... die unendliche Liebe für Boygroups und Vögel. ACHTUNG: Der letzte Satz enthält mindestens eine unverschämte Lüge!

Dienstag, 23. Oktober 2007

Haftnotiz

Im Straßenverkehr lieber nicht hinter Rentnern herfahren.
Besonders nicht mit voller Einkaufstüte und Glasflaschen auf Beifahrersitz.
Die tun komische Sachen.
Die Rentner.
Scheinen just auf gelb umspringende Ampeln als rotes Haltesignal wahrzunehmen und machen Vollbremsung.
Besser Gang runter schalten und überholen.
Schont Nerven.
Hält Auto innen sauber.

Montag, 22. Oktober 2007

Familienzuwachs

Ladies and Gentlemen,
mit Stolz möchte ich ab dieser Woche meinen künftigen Co-Autoren und guten Freund präsentieren:
qnoo. Es wird keine halben Romane von ihm geben, wie ich sie abliefere, denn er ist ein klitzekleines bisschen schreibfaul. Dennoch, er ist ein brillanter Kopf, unglaublich schlagfertig und witzreich. Und sollte er doch einmal etwas mehr schreiben wollen, würde ich mich natürlich sehr freuen. Jaa, sehr freuen also! So, hab ich das jetzt auch noch mal gesagt.

qnoo wird wohl ausschließlich meine Schublade „Netzteile“ befüllen. So ist es zumindest geplant. Da ist er ganz in seinem Metier. Das kann er wirklich gut, da ist er immer up to date.
Ich hoffe, ihr schenkt ihm die gleiche Beachtung, wie mir und habt Spaß an seinen Beiträgen. Wer was gepostet hat, steht dann, denke ich, jeweils unter den Beiträgen. Das ist aber wahrscheinlich ohnehin schnell optisch und textlich erkennbar ;)

Ganz wie es sich gehört, wird er sich aber hier auch selbst noch vorstellen.

Auf gutes Gelingen, Cin Cin!!

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Haarige Angelegenheit

Ich bin seit etwa 2 Wochen ziemlich knatschig, fühle mich unausgewogen und denke, dass ich bestimmt auf Bora Bora mit einem Katamaran vor der Strandhütte besser aufgehoben wäre. So weit, so nicht gut. Ich gehöre zu den Grüblern und brauche für alles eine Erklärung, ansonsten drehe ich durch, gehe auf die Straße und nehme kleinen Kindern das Spielzeug weg. Ich habe Erklärungen, das ist ansatzweise beruhigend.
Eine der Erklärungen: Meine Haare, ich mag sie wohl nicht mehr. Denn seit exakt diesen zwei Wochen renne ich nur noch mit hochgesteckter Mähne oder mit Zopf herum – wahlweise schnöde offen oder geflochten im Lara Croft-Style. Dank übrigens an Angelina, die mit ihrem jetzigen TV-Auftritt auf VOX diesen Beitrag bei mir forciert hat!

Beschreibung des Zustands: fast taillenlang, leicht gestuft, brünette, lockig.

Meine Kollegen mutmaßten letztens, dass in meiner Kopf-Wolle Zugvögel überwintern oder Elvis sich dorthin zurück gezogen haben könnte. Eigentlich finden es alle toll. Es ist sozusagen im Laufe der Jahre mein Markenzeichen geworden, ein bisschen so auszusehen, wie die Dame aus der Gliss Kur-Werbung. Bei meinem letzten Friseurbesuch - und das ist schon etwas her - war allerdings der spontane Ausruf der hippen, mit pinkfarbenen asymmetrischen Strähnen versehenen „Nachwuchsstarfriseurin“: „Ach, du Scheiße, das ist ja fürchterlich, was soll ich denn daraus machen?“. Danke, Du blöde Göre. Nichts können, aber das Maul aufreißen. Das Trinkgeld konnte sie sich natürlich knicken.
Wenn wir als Multimedia-Agentur unseren Kunden sagen würden: Oho, das ist aber ein ganz mieser Internetauftritt, den sie da haben, da können wir Ihnen auch kaum helfen....! Dann könnten wir wohl einpacken.
Das Ergebnis der pinkgesträhnten Zauberkunst hätte ich jedenfalls selbst auch so hinbekommen. Daher schneide ich mir seit geraumer Zeit die Haare selbst, fällt eh nicht auf, sollte es schief sein. So!!

Die Gegenmaßnahmen sind zahlreich: kürzen, färben, glätten, Pony - einzeln für sich, etwas davon kombinieren oder alles zusammen...? Oder doch nichts ändern und auf die Frühlingslaune warten?

Was denkt ihr?

Vielleicht geben ja auch mal die stillen Leser einen Kommentar ab :)

Sonntag, 14. Oktober 2007

Lieben Sie Brahms, Madame?

Dieses Wochenende stand ganz im Zeichen klassischer Musik. Muss auch mal sein und tut gar nicht weh. Da tropft kein Blut aus den Ohren. Und da mein letzter Opernbesuch schon etwas her ist, nahm ich gestern Abend als Wieder-Einstieg gerne die Einladung eines Bekannten zu einem Klavier-Violinen-Konzert im schönen Schloss Paffendorf an. Da gab es Stücke von Brahms, Beethoven und Smetana. Letzterer hatte es mir besonders angetan. Sein Piano Trio G-Moll, Op. 15 Finale: Presto, in dem er autobiographisch den Tod seiner kleinen Tochter beklagt, führte zu ordentlichen Gänsehautschüben und ich musste mich zusammen reißen nicht rüpelhaft „Ja, ja, gib mir mehr!!!“ loszubrüllen. Denn so etwas tut man ja nicht. Wenn man schwer begeistert ist, ruft man am Ende ein gepflegtes „Da capo“ in die Menge und klatscht so lange, bis einem die Hände zwiebeln oder die Putzfrau einen bittet die Füsse zu heben, damit sie feucht durchwischen kann.

Aber es ist ja nicht so, dass dieser Abend nicht auch etwas Komisches gehabt hätte. Die stocksteife Dame, die dazu abbestellt war, dem Pianisten die Seiten des Notenbuches pünktlich umzublättern, saß, wenn sie 1,5 Minuten lang nichts zu tun hatte, auf einem Stuhl. Und so ein Stuhl kann Töne von sich geben. Dieser tat das. Er knarzte. Er knarzte sogar noch nach, wenn sie schon längst aufgestanden war. Knarzzzzzz. Mit puterrotem Kopf ging die stocksteife Dame ihrem Job nach. Es war ein herrliches Bild. Knarzzzzzz. Gegen Ende hing sie auf dem Stuhl, wie der Affe auf dem Schleifstein oder wie jemand , der sich nicht auf eine öffentliche Klobrille setzen möchte. Knarzzzzzz. Ich musste unweigerlich an Loriot denken, an den leder-knarzenden Dichter Lothar Frohlein aus „Papa ante portas“. Aber es kam noch schlimmer, mir fiel auch der Vortrag dazu ein:

Melusine

Krawel! Krawel!
Taubtrüber Ginst am Musenhain,
Trübtauber Hain am Musenginst,
Krawel! Krawel!

Brahms möge mir verzeihen. Ich konnte ihm nicht folgen. Ich war zu sehr damit beschäftigt mit ebenfalls puterrotem Kopf meinen Zeigefinger zu zerkauen, um nicht loszuprusten.
Da capo!!!

Montag, 8. Oktober 2007

Das fremde Tagebuch

Gestern war ich bei meinen Eltern zum sonntäglichen Kaffeeschmaus zu Besuch und begutachtete einmal wieder den Fortschritt der seit Monaten andauernden Renovierung des Dachgeschosses. Gut Ding will Weile haben. Aber was bei solchen Aktionen für Dinge zum Vorschein kommen...sagen wir, das langt von witzig über peinlich bis gruselig. Als ich auszog, um in die weite Welt zu ziehen, die für mich damals in Gestalt der ersten eigenen Wohnung auftrat, war ich penibel darauf ausgerichtet, alle Spuren meiner jugendlichen Drang- und Schaffensphase mit zu nehmen und so vor meinen Eltern weiterhin zu verbergen. Es gelang mir wohl ganz gut. Bis meine Mutter sagte:
„Ach, da fällt mir ein: Ich habe in einer Kiste mit Ordnern und Krimskrams ein Tagebuch von Simone gefunden...!“
GGGGNAAARRRFFFFFFF!!!!
Simone war damals über Jahre meine beste Freundin, wir wohnten Tür an Tür und unser Aufeinandertreffen führte zu Entwicklungen, die meine Eltern heute noch die Hände über den Kopf zusammen schlagen lassen, wenn wir wohl dosiert darüber reden. Ich war 13 und sie 14, als wir uns befreundeten. Und es ist ganz gefährlich, wenn eine Lolita und ein Wildfang sich zusammen tun. Das ist pure Rebellion. Da schläft man als Eltern nicht mehr, das ist schlimmer als die Baby-Phase.
„So, ein Tagebuch von Simone, ahaahahahaa......, was steht denn so drin? Zeig mir das doch mal.“
„Och, ich hab nur mal kurz durchgeblättert. An einer Stelle wollte sie eigentlich nicht zu Deinem 16. Geburtstag rüber kommen, weil sie wieder Kuchen essen musste und die ganze Sippschaft herumhing. Das muss da hinten irgendwo liegen.“
Mann, war ich fix durch den Raum gehechtet. Zum Glück stellte sich heraus, dass nur ganz wenige Einträge vorhanden waren. Und die waren auch nicht schlimm. Ich war erleichtert. Da stand nur, was gerade so alles „Scheiße“ ist, welche Jungs man besser abservieren sollte und an welche man sich ranpirschen möchte. Dass ich aus der elterlichen Bar eine Flasche Wein zum Vorglühen geklaut hatte und dass ich eine blöde Kuh war, wenn ihr irgendwas nicht passte.
PUUUUUUHHH!!!
Das waren ja nicht so viele Informationen. Und das ist auch gut so. Kleine Sünden müssen sein, aber man muss damit bei seinen Eltern ja nicht unbedingt hausieren gehen. Und schließlich lernt man ja auch für´s Leben. Jawoll. Meine Tagebücher, die ich bis heute führe, liegen natürlich in einem Bankschließfach und wollen irgendwann für meine Memoiren aufbereitet werden. Aber keine Sorge: Die Handlung und die handelnden Personen dieses Buchs wären frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens oder mit wahren Ereignissen wäre nicht beabsichtigt und rein zufällig.

;)

Dienstag, 2. Oktober 2007

Der kleine Rom-Reisebericht – Letzter Teil mit "göttlicher" Hilfe

Ich glaube, ich muss die ganze Geschichte drastisch abkürzen, denn sonst erzähle ich Weihnachten noch davon. So dann, es geht auch ganz schnell...

Wir besuchten natürlich den Petersdom und die Vatikanischen Museen. Ich war ganz in meinem Element und hatte das eine und andere mal wirklich Pipi in den Augen, als ich vor den Originalen Raffaels und Michelangelos stand, die noch vor ein paar Jahren meine „Schein“-bringenden Referatsthemen an der Uni waren. Mir taten allerdings die Wächter in der Sixtinischen Kapelle leid, die den ganzen Tag über damit verbrachten, Leuten die Fotokamera elegant aus dem Gesicht zu ziehen oder genervt „Pssssssscht, silenzio!!!!“ riefen. Ich für meinen Teil nahm gerne die am nächsten Tag noch andauernde Nackenstarre in Kauf. Eigentlich muss man sich nackt rücklings auf den Boden legen und nach oben schauen, um die ganze Pracht in sich aufzunehmen. Aber erstens war dafür kein Platz und zweitens hätte ich höchstwahrscheinlich Probleme mit den vatikanischen Behörden bekommen. Beim Verlassen der heiligen Örtlichkeiten habe ich noch kurz dem Ratze zugewinkt, der - wie ich meine – hinter der Gardine stand, und das war es auch schon fast für diesen zweiten Tag.

Wir besuchten in den Folgetagen noch das Forum Romanum, angeschlossen den Palatin, das Tullianum – eher aus Unwissenheit sind wir in diesem unterirdischem Gewölbe gelandet, das sich im Nachhinein als möglicher Kerker des Petrus und Prominenten wie dem Gallier Vercingetorix entpuppte. Wir stiegen die Spanische Treppe hinauf, schlenderten über die Piazza Navona und den Campo dei Fiori, tranken Wein neben vielen Bernini Brunnen und ließen die alten Gassen auf uns wirken. Wir waren im Pantheon, an der Engelsburg, ich warf mit der rechten Hand über meine rechte Schulter EINE Münze in den Trevi-Brunnen (ich komme also wieder hierher – bei 2 Münzen hätte ich mich in einen Italiener verliebt, bei 3 Münzen hätte ich ihn geheiratet, das war mir dann doch ein bisschen zu viel Schicksal).

Das In-Viertel Trastevere haben wir natürlich auch nicht ausgelassen. Da wartet man locker bis zu einer Stunde auf einen Tisch im Restaurant, aber es hat sich gelohnt. Zumindest weiss ich jetzt, dass ich Austern wirklich, wirklich nicht mag. Pfui, Deibel! Ich könnte noch Stunden weiter erzählen, über die kleinen Kirchen und Piazzi, über den Kaffee, über die Panini, über die Taxifahrer, über den Verkehr. Und damit meine ich den Straßenverkehr, über die....oh, das muss ich noch erwähnen: Ich wurde sehr oft gefragt, wie denn die römischen Männer waren. Ich sage nur „Dornenvögel“. Wer diese TV-Produktion kennt, weiß, was ich meine. Die Geistlichen waren die schönsten Männer (womit ich nicht sagen will, dass Richard Chamberlain schön ist). Man traf sie eigentlich überall an. Sie waren interessanterweise alle etwa Vierzig und wahnsinnig...ähm, der Himmel verzeih mir...sexy. Diese Männer rannten nicht in irgendwelchen Roben herum, sondern trugen schwarze schlanke Anzüge über der gebräunten Haut, nur als Geistliche erkennbar an dem kleinen Stück weißen Stehkragen. Dank Wiki weiß ich nun auch, dass dieses Teil Kollar heißt. Einer von diesen schönen unnahbaren Herren flog sogar mit mir zurück nach Köln. Er sah ein bisschen aus wie der jüngere Franco Nero und musste sich natürlich genau neben mich ans Kofferband stellen. Da wurde ich schon etwas nervös. Da hatte ich sprichwörtlich den Engel links und den Teufel rechts auf den Schultern. Und für jeden Gedanken gab ich mir ganz schnell ebenso gedanklich eine Ohrfeige. Das war eine Prüfung für mich, ganz sicher!
Leise milde Stimme: Siehst Du, Mel, was für einen schönen Jünger Ich habe?
Mel: Das kannst Du ruhig laut sagen!
Leise milde Stimme: Er ist mir treu ergeben.
Mel: Schon klar, Du möchtest, dass ich wieder in die Kirche eintrete. Geschickte Akquise. Aber wegen mir ist schon die Telekom dem Nägelkauen verfallen.
Leise milde Stimme: Nicht doch, auch ein verlorenes Schaf weidet irgendwo auf Meinen Auen. Was würdest Du jetzt gerne tun?
Mel: Ganz ehrlich? Ich würde gerne, bis auf einen, alle Anwesenden hier zum Teufel...oh sorry, sagen wir zum Zoll schicken. Und dann wird mir plötzlich warm und ich muss die Bluse...
Leise milde Stimme: Stop!! Gott behüte...also...Ich! Habe Ich auf meine alten Tage doch Recht. Liebe Mel, Du kannst nicht alles haben, was Du begehrst.
Mel: Nein?
Leise milde Stimme: Nein!!! In 7 Sekunden wird Dein Koffer an Dir vorbei kommen. Nimm ihn....DEN KOFFER...und Meine Worte mit nach Hause und lese ein gutes Buch. Ich habe da selbst einmal eins heraus gebracht, das...
Mel: Jahaaa! Schon gut, ich habe verstanden!

Eines will abschließend zum Thema Rom noch gesagt sein: Die Lauf-Akrobatik mit den hohen Absätzen war sehr erfolgreich. Ich flanierte nach kurzem, intensivem Training wie eine Römerin durch die Gassen. Alles nur eine Frage der Gewichtsverlagerung. Ich wurde sogar oft auf italienisch angequatscht. Lediglich am letzten Abend musste ich passen. Zuviel Wein, Grappa und stundenlanges Tanzen in einem Club zwangen mich zur Aufgabe. Ich lief barfuss mit den Schuhen in der Hand durch die „Ewige Stadt“ auf der zum Glück nicht ewigen Suche nach einem Taxi. Ein bisschen Schwund muss auch sein.

Grazie, é tutto!

Markentreue