Sonntag, 14. Oktober 2007

Lieben Sie Brahms, Madame?

Dieses Wochenende stand ganz im Zeichen klassischer Musik. Muss auch mal sein und tut gar nicht weh. Da tropft kein Blut aus den Ohren. Und da mein letzter Opernbesuch schon etwas her ist, nahm ich gestern Abend als Wieder-Einstieg gerne die Einladung eines Bekannten zu einem Klavier-Violinen-Konzert im schönen Schloss Paffendorf an. Da gab es Stücke von Brahms, Beethoven und Smetana. Letzterer hatte es mir besonders angetan. Sein Piano Trio G-Moll, Op. 15 Finale: Presto, in dem er autobiographisch den Tod seiner kleinen Tochter beklagt, führte zu ordentlichen Gänsehautschüben und ich musste mich zusammen reißen nicht rüpelhaft „Ja, ja, gib mir mehr!!!“ loszubrüllen. Denn so etwas tut man ja nicht. Wenn man schwer begeistert ist, ruft man am Ende ein gepflegtes „Da capo“ in die Menge und klatscht so lange, bis einem die Hände zwiebeln oder die Putzfrau einen bittet die Füsse zu heben, damit sie feucht durchwischen kann.

Aber es ist ja nicht so, dass dieser Abend nicht auch etwas Komisches gehabt hätte. Die stocksteife Dame, die dazu abbestellt war, dem Pianisten die Seiten des Notenbuches pünktlich umzublättern, saß, wenn sie 1,5 Minuten lang nichts zu tun hatte, auf einem Stuhl. Und so ein Stuhl kann Töne von sich geben. Dieser tat das. Er knarzte. Er knarzte sogar noch nach, wenn sie schon längst aufgestanden war. Knarzzzzzz. Mit puterrotem Kopf ging die stocksteife Dame ihrem Job nach. Es war ein herrliches Bild. Knarzzzzzz. Gegen Ende hing sie auf dem Stuhl, wie der Affe auf dem Schleifstein oder wie jemand , der sich nicht auf eine öffentliche Klobrille setzen möchte. Knarzzzzzz. Ich musste unweigerlich an Loriot denken, an den leder-knarzenden Dichter Lothar Frohlein aus „Papa ante portas“. Aber es kam noch schlimmer, mir fiel auch der Vortrag dazu ein:

Melusine

Krawel! Krawel!
Taubtrüber Ginst am Musenhain,
Trübtauber Hain am Musenginst,
Krawel! Krawel!

Brahms möge mir verzeihen. Ich konnte ihm nicht folgen. Ich war zu sehr damit beschäftigt mit ebenfalls puterrotem Kopf meinen Zeigefinger zu zerkauen, um nicht loszuprusten.
Da capo!!!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bravo! Bravissimo!

(Statt eines herzhaften *lol* ob dieses wunderbaren Beitrags.)

Anonym hat gesagt…

Ich danke für Dein Lob und Deinen außerordentlichen Feinsinn :)

Newdy hat gesagt…

Du konntest BRAHMS nicht folgen ... :-(

Hier kannst Du Dir seine
kompletten Werke beschaffen ... hör mal rein, dann kannst Du ihm auch folgen - und mit der nachbarin klappt's auch versteht sich *G* ;-)

Anonym hat gesagt…

NIEMAND hätte in dieser Situation wem auch immer folgen können ;)